Hessen und die Grenze

Hessen und die Grenze

Vor 30 Jahren fiel in Berlin die Mauer, die auf der ganzen Welt zum Symbol von Spaltung und Krieg geworden ist. Die Bilder der geschichtsträchtigen Nacht gingen und gehen noch heute um die Erde. Im Schatten dieses emotionalen und einschneidenden Ereignisses steht der gleichzeitige Fall der innerdeutschen Grenze, die mit ihren knapp 1400 Kilometern ebenfalls eine tiefe Wunde in die deutsche Gesellschaft geschlagen hat. Doch im öffentlichen Diskurs über DDR und BDR findet sie deutlich weniger Erwähnung, als die Grenze, die die Hauptstadt spaltete. 

Text: Janine Hertel

Besonders die Bürger der Grenzbundesländer erinnern sich jedoch noch heute an die direkten Auswirkungen der Grenze auf ihr alltägliches Leben. Während sich also am 9. November die meisten Blicke gen Hauptstadt richteten, stand für die Hessen und Thüringer das kleine Örtchen Großburschla im Fokus der Aufmerksamkeit. Hier fand der große Festakt zum 30-jährigen Jubiläum statt. Das thüringische Dorf mit seiner ungewöhnlichen Lage, litt unter der Grenze wie kaum ein anderer Ort, da es weit in das hessische und damit ehemals westliche Gebiet reinragt. Dadurch wurde das Gebiet besonders scharf kontrolliert und abgeschottet, was die Bewohner praktisch zu Gefangenen im eigenen Wohnort machte. 

Ein weiterer Ort, der Erwähnung finden sollte und oft als der “heißeste Punkt” im Kalten Krieg bezeichnet wird, ist Point Alpha, der US-Beobachtungsstützpunkt zwischen dem hessischen Rasdorf und dem thüringischen Geisa. Heute ein unvergleichliches Zeitzeugnis und eine sehenswerte und lehrreiche Gedenkstätte, war der Stützpunkt am sogenannten “Fulda-Gap” – einem der möglichen Einfallpunkte des Warschauer-Pakts – ein besonders heikler und militärisch entscheidender Beobachtungspunkt für die NATO. An diesem Ort mitten in der Rhön hätte potenziell der Dritte Weltkrieg beginnen können. Ein erschreckendes Szenario, das glücklicherweise nie zur Realität wurde.

Was für die Bewohner rund um die Grenze jedoch zur tragischen Realität wurde, waren Zwangsumsiedlungen, Familientrennungen und der Umgang mit dem Tod in der Grenzzone. Schicksale, die auch heute, 30 Jahren nach dem Mauerfall, in Erinnerung bleiben sollten.

Gedenkstätte Point Alpha
Platz der Deutschen Einheit 1
36419 Geisa

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