Freiheit, Gleichheit, Brudilichkeit

Freiheit, Gleichheit, Brudilichkeit

Er hat an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung studiert und promoviert dort aktuell unter dem Arbeitstitel "Design und Demokratie". Seht und lest hier sein Plädoyer für deinen Wahlgang am 28.10.2018.

Text und Bild: Felix Kosok

Öffne jetzt sofort deinen Kalender! Suche Sonntag den 28.10. raus und markiere ihn dir rot, grün, gelb oder schwarz, in welcher Farbe du auch immer magst. Nicht vergessen: WÄHLEN GEHEN!

 Nach nunmehr fünf Jahren steht Ende Oktober wieder eine Wahl in Hessen an. Auch wenn mache gerne alles beim Alten lassen würden, so gehört es doch zu einer Demokratie dazu, dass die Karten immer wieder neu gemischt werden müssen. Jeder Bürger und jede Bürgerin hat das Recht, eine Wahl zu treffen, sich zu entscheiden, seine oder ihre Stimme abzugeben und diese als Stimme zählen zu lassen. Nur: Warum macht das dann eigentlich nicht jeder?

Bei der letzten Landtagswahl 2013 in Hessen lag die Wahlbeteiligung bei 73,2 %, nachdem sie bei der vorgezogenen Landtagswahl 2009 auf das historische Tief von 61% abgerutscht war. Man merkte schon bei der letzten Wahl, dass unsere Zeit versprach, um einiges aufregender zu werden – natürlich aus den völlig falschen Gründen: die Folgen der Finanzkrise, die NSA-Affäre, der Bürgerkrieg in Syrien und schließlich auch die Erweiterung des Parteienspektrums. Nur bei einer Altersgruppe blieben auch bei der letzten Landtagswahl weit über ein Drittel der Stimmberechtigten fern. Es ist genau diese Gruppe, auf deren Schultern eigentlich der Fortbestand des demokratischen Systems lastet, denen das – gemessen an ihrer Wahlbeteiligung – aber gleichgültig zu sein scheint: die Jugend.

 Dabei lässt sich eigentlich nicht feststellen, dass – Ich zähle mich jetzt mal dazu – wir besonders unpolitisch wären. Flash Mobs, Facebook Posts, spontane Demonstrationen oder Unterschriften unter Petitionen finden ja statt. Nur wenn es dann um die konkrete Form des demokratischen Prozesses in einer repräsentativen Demokratie geht, eben wählen zu gehen, verschwindet unsere Begeisterung. Es ist wie als würden wir den Kuchen backen, nur um ihn dann nicht essen zu wollen. Aufgrund einer empfundene Distanz zwischen “denen da oben” und “uns hier unten”, die auch durch den hohen Anteil an Stimmen für kleinere, neue und alternative Parteien der Unter-30-Jährigen, überlassen wir das Kuchenessen den anderen, die dann für uns mitbestimmen.

 Die Sticker-Kampagne von Feels Like Hessen soll deshalb genau zwei Dinge tun: Erstens soll sie euch dazu bringen, wählen zu gehen. Easy! Wir leben nun mal nicht in einer perfekten Welt, in der sich niemand mehr regieren lassen muss. Weil Dinge und Menschen sich ändern, gibt es Spannungen und Verschiebungen, die geregelt werden müssen. Die Macht hierfür gibt es nur über ihre Vermittlung und nicht direkt, solange sie demokratisch ist. Zweitens sollen die Sticker aber auch noch etwas über das Wesen der Demokratie selbst aussagen. Nämlich, dass Demokratie das ist, was wir aus ihr machen. Demokratie ist die Regierungsform ohne eigenen Stil, die immer wieder neu bestimmt wird, durch Regierung, Opposition und den “Demos” gleichermaßen. Demokratie heißt, dass die Dinge morgen auch anders sein können, wenn wir uns dafür entscheiden – wer auch immer dieses “wir” morgen sein wird. Demokratie kann “lit” sein, wenn auch wir für sie brennen. Im Licht von Freiheit, Gleichheit und Brudi-lichkeit. Also: Gönn’ dir Demokratie, geh wählen!