GALERIEN LOBEN KUNSTSTANDORT FRANKFURT

GALERIEN LOBEN KUNSTSTANDORT FRANKFURT

Am Wochenende vom 8. bis 10. September eröffneten zum 29. Saisonstart und „The Frankfurt Art Experience“ 38 Galerien und 16 Offspaces in ganz Frankfurt ihre neuen Ausstellungen. Insbesondere die sommerliche Atmosphäre sorgte für sehr hohe Publikumszahlen am Eröffnungsabend. Auch die insgesamt 30 Art Walks waren ausverkauft, wobei unter den Teilnehmenden sehr viele junge sowie internationale Erstbesucherinnen und -besucher registriert wurden. Mit wenigen Ausnahme sind die meisten Ausstellungen noch bis Mitte Oktober zu sehen. Ein Galerist erzählt außerdem, warum er Fan vom Kunststandort Frankfurt ist.

Text und Foto: Paul Kremershof

 

Freitagabend brodelt es in der Fahrgasse – der Spätsommer macht es möglich. Von der Alten Brücke her nimmt der Strom der Kleingruppen nicht ab, am anderen Ende der Straße drängt sich das kunstinteressierte Publikum entlang der Galerien und in die Ausstellungsräume. Manche sitzen vor den Schaufenstern auf Biergarnituren oder holen sich Kaltgetränke an den Außenbars. DJ-Musik hallt aus Richtung der Galerien Greulich und Siedlarek. Zum Eröffnungsabend frequentiert das Kunstpublikum traditionell stark das Galerienzentrum in der Innenstadt. An diesem Freitag verzeichnen die dortigen Kunsthäuser meist mehr als 200 Personen. „Wir haben dieses Jahr wirklich einen überdurchschnittlich großen Andrang und viel Kunstinteresse erlebt“, sagt Galeristin Kerstin Leuenroth. Auch die Niddastraße freute sich über hohe Besucherzahlen. Im Hinterhof bei Kai Middendorf, einer ehemaligen Motorenfabrik, waren mehrere Tische und Bänke aufgebaut und ein steter Publikumsstrom erkundete die Vernissagen bei Bernhard Knaus Fine Art, Galerie Kai Middendorff oder die Neuwagen-Parfüm-Installation von Christian Kölbl im Studio Michael Riedel. Jene Galerien wie etwa im Westend, die sich etwas außerhalb des Trubels des Eröffnungsabends befinden, haben mit Dinner-Veranstaltungen, Talk-Formaten und kleinen Konzerten adäquate Formate etabliert, um den Auftakt feierlich einzuläuten.

 

Die amerikanische Kunstschaffende Mia Rollins war am Freitagabend persönlich in der Galerie Siedlarek anzutreffen.

 

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig freut sich, dass die Galeriengemeinschaft weiter gewachsen ist und den Saisonstart bereichert hat. Sie betont: „Der Saisonstart der Frankfurter Galerien ist als fester Bestandteil in der Frankfurter Kulturszene verankert und zeigt jährlich zum Herbstbeginn, welch große Bandbreite die Kunststadt Frankfurt an kulturellen Highlights zu bieten hat. Die seit fünf Jahren integrierte Veranstaltung „The Frankfurt Art Experience“ bot auch in diesem Jahr wieder Frankfurterinnen und Frankfurtern sowie Gästen aus aller Welt einen vielfältigen Einblick in die kulturelle Diversität der Frankfurter Galerienlandschaft. Viele Kunstflaneure nutzten am Wochenende des Saisonstarts die angebotenen Begleitveranstaltungen und lernten die Frankfurter Galerien, aber auch viele abseits gelegene Kunsträume als Orte des Austauschs und der künstlicheren Begegnung kennen. Auf diese Weise ließ sich Frankfurt erneut als junger und kreativer Kunststandort entdecken.“ Die Stadt Frankfurt unterstützt das Galerienwochenende mit 80.000 Euro. Die Fördermittel adressieren dabei auch langfristige Maßnahmen, um die Kommunikation und Organisation der Frankfurter Galerien zeitgemäß und dauerhaft zu sichern sowie weiterzuentwickeln.

Für Tyrown Vincent war die Neupositionierung eben dieser Galerienlandschaft bei der Gründung der Frankfurt Art Experience 2019 sein großes Anliegen: „Ich habe mir an diesem Wochenende nahezu alle Ausstellungen angesehen und bin stark beeindruckt von der künstlerischen Qualität und der großartigen Arbeit der Galerien. Es freut mich sehr, dass diese von sehr vielen, insbesondere neuen Besucherinnen und Besuchern wahrgenommen wurde und wir noch mehr Menschen für Kunst und die Galerien begeistern konnten.“

 

Alyona Volkova, The Art Of Doing Nothing, 2023, Öl auf Leinwand, 240x180x4cm, Galerie Heike Strelow.

 

Galerien loben Kunststandort Frankfurt

Ein Drittel der repräsentierten Künstlerinnen und Künstler sind Absolventinnen und Absolventen der Frankfurter Städelschule, die international einen exzellenten Ruf als künstlerische Ausbildungsstätte genießt. So zeigt etwa die Künstlerin Alyona Volkova aus der Ukraine, die diesen Sommer ihren Abschluss an der Städel-Schule absolviert hat, gemeinsam mit ihrer ehemaligen Kommilitonin Nadja Adelmann ihre Arbeiten in der Galerie Heike Strelow – es ist ihre erste Ausstellung in einer Galerie. Von Verkäufen profitieren alle ausstellenden Künstlerinnen und Künstler – in der Regel erhalten sie 50% des Erlöses. Der Bezug zu den Akademien wie der bereits erwähnten Städelschule, der HfG Offenbach sowie Kunsthochschule Mainz ist dabei für die Frankfurter Galerien nicht unwesentlich. So findet etwa Klaus Webelholz, Co-Galerist in der Galerie Bärbel Grässlin und bei Filiale: „Frankfurt hat sich zu einem wichtigen Galerienstandort in Deutschland entwickelt. Nicht zuletzt wegen der renommierten Museen und Kunsthochschulen im Rhein-Main-Gebiet. Wir haben in Frankfurt das MMK, Städel, Schirn Kunsthalle und das Portikus, die alle vier ein sehr ambitioniertes Programm haben.“ Mit Bärbel Grässlin arbeitet Webelholz seit 20 Jahren mit dem Minimal-Art-Künstler und Beuys-Schüler Imi Knoebel zusammen, dessen Werke weltweit in Museen ausgestellt und gesammelt werden und von dem sie noch bis zum 14. Oktober neue Werke der Etcetera-Serie zeigen. So wie auch bei der Galerie Bärbel Grässlin sind die meisten Ausstellungen noch bis Mitte Oktober zu sehen und laden dazu ein, bei einem Stadt- oder Stadtteilbummel neue Kunststandorte kennenzulernen.