Das junge Herz des Jazz in Frankfurt

Das junge Herz des Jazz in Frankfurt

Jazz Montez hat sich mit seiner Mission, der Frankfurter Jazz-Szene zu neuem Glanz zu verhelfen, einen Namen gemacht. Dahinter stehen die beiden Musiker Lorenzo Dolce und John Steinmark, die Jazz Montez 2016 erfunden und 2018 offiziell als Verein gegründet haben. Wir haben die beiden in ihrem Büro im Frankfurt Osthafen getroffen und mit ihnen über ihre Konzertreihen, ihre Labelarbeit und ihre Auszeichnung als “Beste Konzertreihe 2022” durch die "Initiative Musik” gesprochen und erfahren, wie sie das notorisch schwierige Genre Jazz einem jüngeren Publikum zugänglich gemacht haben.

Text und Bilder: Lucas Muth

 
 

Ihr seid beide auch aktive Musiker. Du, Lorenzo, spielst Saxofon, John, du legst als DJ auf. Was bedeutet es für euch, die Frankfurter Konzertszene als Veranstalter und Label mit zu formen und Frankfurt im Bereich Jazz ein Stück weit zu ‘rehabilitieren’? 

John Steinmark: In erster Linie bin ich ein Fan von Musik und höre mein ganzes Leben lang schon unglaublich gerne jegliche Musikrichtungen. Und deshalb freut es mich, dass ich einen Beitrag dazu leisten kann, einige Acts, die ich früher selber hier in meiner Heimatstadt Frankfurt gerne gesehen hätte, tatsächlich für ein Konzert hierher zu holen. Wir fügen da noch einen speziellen Touch hinzu, was besonders junge und zeitgenössische Spielarten von Jazz angeht, die aus England, Amerika oder verschiedenen deutschen Städten kommen. Wir sind einfach happy, coole Konzerte präsentieren zu können.

Lorenzo Dolce: Ich bin auch in Frankfurt geboren und groß geworden, dementsprechend bin ich mit 13 oder 14 Jahren in den Jazzkeller und auf weitere Jazz-Sessions gegangen. Dann habe ich selbst Konzerte organisiert und gespielt. Deswegen habe ich einen engen Bezug zu dem Jazz in Frankfurt. Was Jazz Montez angeht, gab es keine große, weitreichende Planung, wie wir das angehen wollen. Es war einfach dem Enthusiasmus geschuldet, den wir beide hatten. Und ich finde, in Frankfurt gibt es viele Menschen, die ein ausgeprägtes Interesse für Jazzmusik haben. Zwar gibt es große Konzerte mit 2.500 Plätzen in der Alten Oper. Aber es fehlt etwas an der Basis. Das ist auch ein Anknüpfungspunkt zu unserem Label. Da haben wir uns auf Julie Kuhl als Künstlerin konzentriert, haben mit ihr ein Album aufgenommen und rausgebracht. Das ist die Form der Nachwuchsförderung, die wir letztes Jahr betrieben haben und wir würden künftig gerne noch mehr Label-Arbeit leisten.

Und gerade die Konzerte, die ihr angesprochen habt, sind dann doch so besonders, dass ihr es letztes Jahr auch von der “Initiative Musik” als “beste Konzertreihe des Jahres 2022” ausgezeichnet worden seid. Welche Ziele setzt man sich danach? 

Lorenzo Dolce: Die Auszeichnung als “Beste Konzertreihe” war vor allem eine schöne Anerkennung und ich glaube, so ist der Preis auch gedacht. Als Anerkennung für die Motivation und Leidenschaft, die man bisher in die Konzertreihe gesteckt hat. 

John Steinmark: Die Ziele sind gleich geblieben: Schöne, besondere musikalische Erlebnisse hier in Frankfurt auf die Beine zu stellen und Frankfurt weiterhin als wichtige Stadt für zeitgenössische Kultur, zeitgenössische Musik, für Livemusik zu etablieren und zu stärken und den Namen Frankfurt über die Region hinaus größer zu machen, was die Musikkultur angeht.

Jetzt ist es ja so, dass bei euren Konzerten immer ein überdurchschnittlich junges Publikum kommt. Eure Konzerte sind gefragt, in der Regel ausgebucht. Wie erklärt ihr euch den Erfolg? 

John Steinmark: Vielleicht ist es bei uns etwas lockerer und die Atmosphäre entspannter. Wir probieren, alles offen zu gestalten und für alle einladend zu sein, damit Menschen jeglicher Altersgruppen eine gute Zeit haben und über diese Konzerte, diese Abende und diese Musik, eine Verbindung zueinander finden. 

Lorenzo Dolce: Auch die Größenordnung, in der wir Konzerte veranstalten, spielt eine Rolle. Wir gehen davon aus, dass zu unseren Konzerten im Schnitt so 150 bis 200 Besucher:innen kommen. Alles, was darüber hinausgeht, macht es deutlich anonymer. Ganz zu schweigen von den großen Konzertsälen wie der Elbphilharmonie. Es ist eine andere Art von Konzert-Erlebnis. Wir haben mit dem Kunstverein Familie Montez und auch mit den anderen Locations, die wir bespielen, immer so ein Jazzclub-Gefühl. Die Nähe zu den Musiker:innen auf der Bühne ist bei uns ganz wichtig. Diese Intimität macht unsere Abende besonders erlebenswert.

Bei euch tritt von international bekannten Musiker:innen bis hin zu lokalen Newcomern eine breite Palette an Acts auf. Wie trefft ihr die Auswahl? 

Lorenzo Dolce: Dieses Jahr ist unser Booking tatsächlich sehr international. Wir achten bei der Auswahl schon auf die Erfolgschancen eines Konzerts. Internationale Stars laden wir jedoch nicht ein. Das ist eine andere Kategorie. Da denke ich an Pat Metheny oder Brad Mehldau. Wir laden eher die Newcomer Szene ein, Künstler:innen, die häufig noch kein Konzert in Frankfurt hatten. Die meisten Leute, die zu unseren Veranstaltungen kommen, kennen die Musiker:innen noch gar nicht und werden durch das Konzert erst auf sie aufmerksam.

Wie entscheidet ihr, wen ihr als Label fördern wollt? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Künstler:innen? 

John Steinmark: Das Label hat sich organisch aus den Konzert-Reihen entwickelt. Wir haben die Möglichkeit gesehen, einige der Bands am Tag nach ihrem Konzert in ein Tonstudio einzuladen. So entstand unsere erste Compilation “Jazz Montez Presents”. Dieses Jahr folgt die zweite Compilation: “Jazz Montez Presents Vol. II”. Alle Tracks wurden im selben Tonstudio hier in Frankfurt aufgenommen, im Lotte Lindenberg in Alt-Sachsenhausen (Shout-out an Wolfgang Gottlieb, der das Ganze betreibt). 

Und darüber hinaus haben wir letztes Jahr mit Julie Kuhl das erste Album einer individuellen Künstlerin herausgebracht. Julie kannten wir dadurch, dass sie bei einem guten Freund von uns Gitarrenunterricht nimmt (Shout-out an Tomek Witiak) Wir waren von ihren Liedern, von ihrer Stimme, der Art und Weise, wie sie Gitarre spielt und ihren Texten begeistert und hatten große Lust, mit ihr zusammenzuarbeiten. Und dann kam hinzu, dass sie eine junge Künstlerin aus Frankfurt ist und es uns am Herzen liegt, die Szene hier zu pushen und zu entwickeln. So wird sich das auch weiterhin gestalten.

Was habt ihr 2023 geplant? 

Lorenzo Dolce: Wir sind mit dem Hauptteil der Konzerte vor allem im Sommer aktiv und dafür läuft gerade die Finanzierungsphase. Das meiste, was wir im Sommer hier veranstaltet haben, war in den letzten Jahren immer kostenfrei für die Besucher:innen und das soll auch so bleiben. Wenn alles gut geht, erwartet Frankfurt wieder die Konzertreihe “Jazz Montez” im Kunstverein Familie Montez, die ca. einmal im Monat stattfinden wird. Dann haben wir noch die “Holidays”-Konzertreihe geplant, also das Festival vor dem Kunstverein Familie Montez. Auch das El Barrio-Festival mit AMP und Emma Metzler zusammen wollen wir dieses Jahr wieder am letzten Wochenende im August machen. Außerdem wollen wir im Jüdischen Museum wieder Konzerte mit der IMA Clique veranstalten und haben im Mai zur Nacht der Museen mit Julie Kuhl und der Band Rain Dance ein Konzert im Kunstverein geplant. Wir sind für dieses Jahr also relativ breit aufgestellt.


Die nächsten Konzerte von Jazz Montez sind:

  • Samstag, 1. April: Gaye Su Akyol live im Internationalen Theater Frankfurt

  • Dienstag, 18. April: Katarina Kochetova live in Krishna's Temple of Sound

  • Freitag, 5. Mai: Rosie Frater-Taylor live im Kunstverein Familie Montez

  • Samstag, 13. Mai: Julie Kuhl & the Lonely Freaks & Rain Dance im Frankfurter Kunstverein

Weitere Infos zu Jazz Montez und anstehenden Konzerten findest du hier.

Unser Interview mit Julie Kuhl gibt’s hier zu lesen: Born with Nostalgic Bones – Julie Kuhl im Interview