Master Bigband / Bigband Masters

Master Bigband / Bigband Masters

Die deutsche Jazz-Szene braucht Nachwuchs! Genau für den gibt es gute Nachrichten: Mit dem neuen Masterstudiengang “Bigband – Spielen, Schreiben, Leiten” an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) in Frankfurt in Kooperation mit der HR-Bigband gibt es nun ein attraktives Angebot für alle angehenden Musiker:innen, die den Jazz lieben. Wir haben mit den konzeptionellen Köpfen hinter dem neuen Studiengang gesprochen und erfahren, was diesen so besonders macht.   

Text: Lucas Muth
Fotos: Paul Kremershof

Ralph Abelein ist Professor für Schulpraktisches Instrumentalspiel und seit 2005 bei der HfMDK. Seit 2008 leitet er das Projekt "Musik für Stummfilme" und gewann damit 2021 den Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre. Er vertritt die HfMDK im Vorstand der hessischen Film- und Medienakademie und war federführend beim Aufbau des neuen Masterstudiengangs Bigband an der HfMDK.  

Hendrika Entzian ist Jazzmusikerin und Komponistin. Mit ihrem Quartett veröffentlichte sie zwei CDs bei Traumton Records: „Turnus“ (2015) und „Pivot“ (2017). „Pivot“ wurde 2018 für den ECHO Jazz nominiert. Sie spielt u.a. mit der WDR Big Band, dem niederländischen Metropol Orchestra und dem Kölner Subway Jazz Orchestra. Sie ist WDR Jazzpreis-Trägerin in der Kategorie Komposition 2018. “Hendrika Entzian+” ist ihr eigenes Jazz Orchester, dessen Debüt CD „Marble“ im April 2020 bei Traumton Records herauskam. Mit ihrer Band gab sie im Januar 2023 ihr Antrittskonzert als neue Gastprofessorin im Master Bigband beim Jazzfest der HfMDK. 

Prof. Ralph Abelein und Hendrika Entzian, haben zusammen mit Prof. Rainer Tempel den Masterstudiengang „Big Band“ an der HfMDK konzipiert. Ein solcher Studiengang ist in Deutschland einzigartig. 

Im Interview erzählen uns die beiden von dem neuen Masterstudiengang:  

 
 

Was ist das Besondere am neuen Masterstudiengang “Bigband”? 

Ralph Abelein: Das Besondere am Master Bigband ist, dass es ein Kooperations-Studiengang ist. Unser Kooperationspartner ist die HR-Bigband, also die Bigband des Hessischen Rundfunks. Und unsere Studierenden kommen regelmäßig in Kontakt mit der HR-Bigband: Wenn sie den Schwerpunkt “Spielen” wählen in einer zweiwöchigen Arbeitsphase jedes Semester und wenn Sie im Schwerpunkt “Schreiben” sind (also Komponieren oder Arrangieren), dann werden Sie drei Produktionstage mit der HR-Bigband haben, wo Ihre Kompositionen einstudiert, aufgenommen und dann im Radio auch gesendet werden. 

 

Wie erlebt ihr als Lehrende den Master? 

Hendrika Entzian: Es ist natürlich total aufregend, weil der Studiengang jetzt erst im Wintersemester neu gestartet ist. Das heißt, vorher gab es diesen Studiengang hier einfach nicht. Es ist also für alle Beteiligten so eine Art “Ausprobier-Phase”. Natürlich haben wir von langer Hand diesen Studiengang geplant. Aber wie das dann in der Praxis ist, merkt man ja erst, wenn man es dann tatsächlich macht. 
Ich war selbst überrascht und auch beeindruckt von diesen Arbeitsphasen mit der HR-Bigband. Auch was unsere Studierenden für Möglichkeiten haben, nämlich direkt in einer Band zu sitzen oder ihre Werke in Form von Notenpapieren direkt aus dem Drucker sozusagen den Leuten vorzulegen. Und das wird dann einfach auf einem hohen Niveau gespielt. Das ist fantastisch und deswegen bin ich ganz beflügelt nach diesem ersten Semester. 

Was berichten die Studierenden? Wie ist ihr Eindruck bisher? 

Ralph Abelein: Eigentlich bekommen wir positive Rückmeldungen. Die Studierenden erzählen uns natürlich nicht haarklein jedes Problem. Aber wir haben das Gefühl, dass die Studierenden angekommen sind und sich auch durchaus wohlfühlen. Wir haben auch ein offenes Ohr für alles, was vielleicht noch nicht so rund läuft und nachjustiert wird. Und insofern fühlen wir uns als Lehrende auch in einer guten Kommunikation und sehr wohl mit unseren Studierenden. 

  

Und was hält die Band von der Zusammenarbeit? 

Hendrika Entzian: Auch die Band wusste ja nicht, wie die Realität des Studiengangs aussieht, wenn dann tatsächlich Studierende in ihrer Band sitzen und einfach durch feste Ensemblemitglieder ausgetauscht werden. So läuft es ja. Aber man muss wirklich sagen, dass diese ersten Konzerte und auch diese ersten Produktionstage super gelaufen sind. Ich glaube, dass sie für alle Beteiligten Lust auf mehr gemacht und auch so ein bisschen die Berührungsängste genommen haben. 

Und welche Rolle spielt der Masterstudiengang für die hessische vielleicht sogar für die deutsche Jazz-Szene? 

Ralph Abelein: Das wird sich zeigen. Fakt ist, dass es wieder der erste künstlerische Jazz-Studiengang seit langem in Hessen ist. Insofern ist es schon ein Neustart, der wahrgenommen wird von der Stadt, aber auch von der Region und vom Land insgesamt. Und das ist ja schon was Besonderes. Und wir hoffen natürlich, dass wir wichtige Impulse setzen können, zum Beispiel, Frankfurt wieder als Konzertort auf die Landkarte zu bringen und ansonsten auch künstlerische Impulse ins Land hinein zu geben. 

Hendrika Entzian: Was wir jetzt ganz praktisch schon einmal sagen können, ist, dass ein sehr großes Interesse an unseren Konzerten bisher hier bestand, was uns äußerst positiv überrascht hat. Natürlich hoffen wir auch, dass es so weitergehen wird und die Frankfurterinnen und Frankfurter verfolgen, was wir hier machen und auch daran teilnehmen. 

Und Stichwort “Blick in den Sommer”. Was erwartet die Studierenden? 

Hendrika Entzian: Wir starten eine neue Konzertreihe im Ono 2. Dann haben wir jetzt erst mal zwei Konzerttermine mit unserer HfMDK-Bigband in Frankfurt. Natürlich findet auch wieder die Arbeitsphase mit der HR-Bigband statt, diesmal unter der Leitung von John Hollenbeck mit zwei Konzerten und die Konzerttermine stehen auch schon auf unserer Homepage (am 15.5. und 3.7.). Wir haben verschiedene Kooperationsprojekte, zum Beispiel auch mit der Ensemble Modern Academy unter Leitung des frischen hessischen Jazz Preisträgers Christopher Dell, der das Projekt leiten wird. Man sieht: Wir versuchen uns zu vernetzen und wir hoffen, dass das gleiche auch zurückkommt. 

 

Hendrika, du hast im Januar mit deiner Band dein Antrittskonzert als Gastprofessorin an der HfMDK beim Jazzfest der Hochschule gegeben. Wie war dein ganz persönlicher Auftakt in Frankfurt?  

Hendrika Entzian: Es war für mich natürlich total schön, meine Band, also die Musikerinnen und Musiker, die mir vertraut sind und mit denen ich meine Musik teile, hierher einladen zu dürfen und auch zu zeigen, wer ich musikalisch bin. Und es hat mich natürlich auch sehr gefreut, dass so viele Kolleginnen und Kollegen da waren, dass Studierende da waren und dass die Frankfurter auch da waren. 

Es war total voll und es haben mich auch hinterher ganz viele Leute angesprochen. Ein Paar kam zum Beispiel zu mir und hat gesagt: “Herzlich willkommen in Frankfurt!” Das fand ich total schön und ich fühle mich jetzt hier auch auf jeden Fall angekommen. 

 Weitere Informationen über den neuen Masterstudiengang “Bigband” findet ihr hier: Homepage der HfMDK.