Time for a SHIFT - Teil 1

Im Geschäftsfeld der Digitalisierung werden landauf landab Ideen, Startups und Unternehmen gesucht, begleitet und gefördert, um in diesem zentralen Zukunftsfeld international nicht den Anschluss zu verlieren. Dabei blickt das Engagement für die Macher der digitalen Branche vornehmlich in die Metropolen: Dorthin, wo Kapital, Netzwerk und Ausbildung zusammenlaufen – nach Hamburg, Berlin, München, Köln – und nicht zuletzt auch ins Rhein-Main-Gebiet nach Frankfurt und Darmstadt. Hier werden die Player und Strukturen entwickelt, die den amerikanischen und chinesischen Wettbewerbern in Zukunft mehr Wasser reichen mögen. Doch Innovation findet sich auch an manchmal ungeahnten Orten Deutschlands. Zwei Nordhessen haben ihr 750-Seelen-Dorf Falkenberg in einen Hotspot für nachhaltige Technologie verwandelt. Sie heißen Samuel und Carsten Waldeck und sind die Gründer des Smartphone-Unternehmens SHIFT. Ihre SHIFTphones sind nicht nur smart, sondern auch modular, fair produziert und damit ziemlich einzigartig. Sie finanzieren sich ausschließlich über Crowdfunding und setzen auf Nachhaltigkeit statt Gewinnmaximierung. Das heißt faire Löhne und eine faire Entfertigung.

In zwei spannenden Teilen berichten wir ausführlich, wie das Unternehmen entstanden ist, was Nachhaltigkeit für die Waldecks bedeutet und wie das besondere Konzept funktioniert. Teil eins folgt sogleich, Teil zwei erwartet euch am 11.04.


Foto: SHIFT

Text: Janine Hertel



Schritt für Schritt dem SHIFT entgegen

Die meisten haben eins, viele können nicht ohne es. Ob unterwegs, zu Hause, am Arbeitsplatz, es ist unser ständiger Begleiter: das Smartphone. Das kleine Wunder der Technik macht uns das Leben in vielerlei Hinsicht unglaublich leicht. Doch weil es so unabdinglich geworden ist, wollen viele über die Schattenseiten seiner Herstellung nur ungern nachdenken. Dabei hört man regelmäßig von den problematischen Arbeitsbedingungen an den Produktionsstätten. Auch der grausame Kampf um die Gewinnung bestimmter Rohstoffe wie Coltan sollte den meisten bekannt sein. Von den Massen an Elektroschrott, den wir durch unseren steigenden Technikkonsum produzieren, ganz zu schweigen.

Was aber tun, wenn man ohne Smartphones nicht leben und gleichzeitig für Umwelt und Fairness eintreten will? Ein Dilemma, dem sich die Brüder Waldeck aus dem beschaulichen Falkenberg in Nordhessen vor einigen Jahren angenommen haben. Über einige Zwischenstationen entwickelten sie das SHIFTphone, Deutschlands erstes nachhaltig und fair produziertes Smartphone. Samuel Waldeck erzählt in einem offenen und persönlichen Gespräch, wie er und sein Bruder Carsten mit ihrem innovativen Konzept, viel Transparenz, Kundennähe und einem starken Netzwerk in Hessen und im Ausland zu einen der innovativsten und nachhaltigsten Technologie-Herstellern Deutschlands geworden sind.

„SHIFT ist eine Firma, die Technologie baut, die nachhaltig ist“, fasst Samuel zusammen. Simpel, oder? Doch was bedeutet Nachhaltigkeit für den Familienbetrieb der Waldecks? Klar ist die Umwelt ein wichtiger Aspekt, doch genauso wie sich im Duden unter dem Wort ,nachhaltig’ in erster Linie die Definition “sich auf längere Zeit auswirkend” finden lässt, versteht SHIFT darunter vor allem die Schaffung fairer Arbeitsbedingungen und langfristiger Arbeitsplätze, sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit Gewinnen. „Es geht um Wertschätzung“ – so die Schlussfolgerung, und das auf allen Ebenen. Samuel erklärt, dass SHIFT in erster Linie einen Beitrag zur Verbesserung der Produktionsbedingungen leisten und damit eine positive Veränderung bewirken will. Daher auch der Name „SHIFT“ (Verschiebung, Transformation).

Um zu erklären, worauf das Unternehmen fußt und wofür es einsteht, muss Samuel ein bisschen ausholen. Schon 2003 entwickelten die beiden Brüder auf Hobbyniveau Mikrofasertücher für Mac-Geräte. Um das Nischenprodukt zu realisieren, suchten sie einen Hersteller in China. Über glückliche und spannende Zufälle, wie Samuel es ausdrückt, lernten sie Jacky Chan kennen, der ihnen bis heute als Partner bei der Produktion der SHIFTgeräte in China zur Seite steht.

2012 wagten sich die Waldecks dann an ein neues Projekt: den iCrane. Tüftler Carsten hatte einen leicht zu bedienenden Profi-Kamerakran für verschiedene Kameratypen und  Smartphones entwickelt, den die Brüder über Startnext finanzieren wollten. Das kleine Crowdfunding-Projekt ging schnell durch die Decke. „Geplant war, die Geräte bei uns in der Garage zu bauen.“ Am Ende arbeiteten sie mit einem Partner in den USA zusammen, um der Nachfrage nachkommen zu können.

Die Brüder waren begeistert von der Idee des Crowdfundings und der damit verbundenen Unabhängigkeit von Investoren. Deshalb sollte auch das Nachfolgeprojekt auf Crowdfunding basieren. Eine erste Idee war schnell zur Hand. Es sollte ein Referenzmonitor für den iCrane entwickelt werden. Was die Waldecks schließlich umsetzten war allerdings ein Phablet (Hybrid aus Phone und Tablet) und damit das erste SHIFTprodukt. Das war 2014, noch vor Firmengründung. Seitdem hat sich einiges getan. Aus dem Phablet–Modell entwickelten sich über die Jahre mehrere Smartphone–Reihen und aus dem kleinen Crowdfunding Projekt wurde ein stetig wachsendes, mittlerweile 22 MitarbeiterInnen starkes Familienunternehmen, in das auch Vater Rolf eingespannt ist.

Fortsetzung folgt in “Time for a SHIFT - Teil 2”

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