Neue Wege

Not macht erfinderisch. In diesen unsicheren Zeiten, die uns COVID-19 eingebrockt hat, gibt zumindest dieser Kalenderspruch Kontinuität. Wir stellen sechs Ansätze vor, die auf die Einschränkungen kreativ reagiert haben – vom Clubfeeling Zuhause bis zum kontaktlosen Einkauf.

Foto © inspiredbyneema

Von Disko zu Disko ins Wohnzimmer

Schwitzige, überfüllte Clubs, wummernde Bässe, übermüdete Menschen und zu teure Getränke: Nicht nur regelmäßige Clubgänger sehnen sich nach diesem Szenario. Musik, Konzerte, Raves – das wird es auch in nächster Zeit höchstens im Autokino geben, oder eben daheim. Das ist einerseits traurige Realität, zum anderen ist es sehr schön, zumindest ein kleines bisschen vom Lieblingsclub zu sehen. Die Frankfurter Clubszene hat schon seit den ersten Schließungen der Clubs mit besafe.069 eine Streamingplattform bekommen, über den verschiedene DJs auflegen konnten. DJ ist zwar in wenigen Fällen der einzige Job der Künstlerinnen und Künstler, dennoch ist es Teil ihres Lebens, ebenso wie es zum guten Ton in Frankfurt gehört, regelmäßig auszugehen. Nun haben sich mehrere Locations aus dem Rhein-Main-Gebiet United we Stream angeschlossen und gleich ein ganzes Wochenende Programm angeboten. United we Stream kommt ins Rhein-Main Gebiet. Das Projekt zur Unterstützung von Clubs kommt aus Berlin und nun digital auch nach Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und Darmstadt. Diese Streaminginitiative kann auf bewährte Strukturen zurückgreifen. Viele Clubs in Frankfurt haben sich seit Jahren solidarisch unter dem Namen „Clubs am Main“ als Verein organisiert haben. Zusammen haben sie bereits einige Probleme lösen können, doch vor so große aktuellen Dimensionen wie in der aktuellen Krise, waren sie noch nie gestellt. Mit United we Stream werden nicht nur die Clubs, sondern auch gemeinnützige Initiativen unterstützt – in guter solidarischer Tanzmanier.

 

Nicht nur Tanzen, auch die Theorie in hessischen Clubs wird vermisst, wie hier im Robert Johnson bei einer Theorieveranstaltung.

 

Hygiene-Griff

Zugegeben, am Produktnamen könnte man noch etwas feilen, doch der Hygiene-Griff der Firma Emde aus Nordhessen hat nicht nur viele Jobs gerettet, sondern ermöglicht auch eine kontaktfreie Nutzung von Einkaufswägen, oder das Festhalten in der Bahn. Der Betrieb, der sich auf Kunststofftechnik spezialisiert hat, ist Erfinder von Kunststoffgriffen, die sich ganz simpel um beispielsweise den Griff des Einkaufswagens klemmen lassen und so den direkten Kontakt mit der Oberfläche verhindern. Außerdem kann der Griff für Türklinken und Aufzugsknöpfe verwendet werden. 

Messearbeiten 

In Hessen sind Messearbeiten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der wie so viele gerade wegbricht. Daher haben sich nun neue Abnehmer und Aufträge finden müssen. Viele hessische Firmen haben kurzerhand ihre Fertigung auf Plexiglaswände umgestellt und liefern nun Trennwände für den Einzelhandel und die Gastronomie, wo sie benötigt werden und überbrücken somit die Zeit, bis wieder Messearbeiten benötigt werden.

Edelpilze
Wie die FR berichtete, hat der Offenbacher Edelpilzzüchter Mathias Kroll aktuell kaum noch Kundschaft, denn er belieferte zahlreiche Restaurants mit seinen ausgefallenen Pilzen. Doch nun hat er sich einen neuen Abnehmer gezüchtet: Einen Automaten. Er steht auf der Bieberer Straße und soll in der nächsten Zeit auch noch mit lokalen Käsereiprodukten bestückt werden. Seine Pilze vertreibt er zudem auf Wochenmärkten in Offenbach, Mainz und Wiesbaden. Sein Automatenbusiness möchte er gerne auch noch in weiteren Städten ausbauen.

 
 

Modedesign

Ein Studium an der Hochschule für Gestaltung Offenbach bereitet die Absolventen darauf vor, kreativ auf Situationen zu reagieren. Die Absolventin Cosima Peth, die in der Zwischenzeit das Modelabel NEEMA in München betreibt, versucht daher aktuell trotz pandemiebedingten, schwindendem globalen Denken an ihrem Konzept festzuhalten und hat ihre Designs, die sie vorwiegend aus afrikanischen Stoffen kreiert, auf Masken übertragen – auch weil wir über Mode kommunizieren und, so Cosima Peth, es auch einen gesellschaftlichen Auftrag von Mode gibt. Die Behelfsmasken seien nicht nur ein Styleobjekt, sondern stehen auch dafür, sich selbst und andere zu schützen.

 
 

Die Designerin Cosima Peth hat ihre Kollektion um passende Masken erweitert © inspiredbyneema

Solidarität

Nicht zuletzt rücken wir gerade alle mit Abstand zusammen. Zahlreiche Vereine, aber auch viele Privatpersonen haben sich zusammengeschlossen und organisieren sich über soziale Netzwerke und Websites wie beispielsweise von der Initiative Hessen helfen.