Mask off

Jan Hennig aka DJ Kabuki erzählt im Gespräch mit Feels like Hessen wie er zur Musik und seinem Namen gefunden hat, was seinen Sound ausmacht und beantwortet uns die entscheidende Frage, welchen Klang hat eigentlich Hessen?

Interview: Janine Hertel

Foto: Robert Winter




Kannst du in ein paar Worten beschreiben, wer du bist, wie dein Werdegang ist und woran du zur Zeit arbeitest?

Ich bin gebürtiger Frankfurter und veröffentliche seit den Neunziger Jahren Musik im Spannungsfeld zwischen Jungle und Hip-Hop. Als Teenager wurde ich stark durch den Jazz geprägt und diese Musik spielt immer noch eine wichtige Rolle in meinem Leben. Aktuell beschäftige ich mich mit kontemporärer Clubmusik abseits von Genre-Begriffen und Tempi. Nachhören kann man dies unter anderem im Rahmen der New Forms Reihe, die neben dem Watergate in Berlin oder Club Circus in Tokyo auch im Robert Johnson in Offenbach stattfindet.

Was zeichnet deine Musik genau aus? Wie hast du deinen Stil gefunden?

Meine Musik ist geprägt von der Suche nach Neuem, weshalb auch Jungle Mitte der Neunziger Jungle so eine Faszination auf mich ausgeübt hatte. Vor gut zehn Jahren habe ich mich dann dem instrumentalen Hip-Hop und artverwandten Beat-Wissenschaften zugewandt, was mir wieder viele neue Türen öffnete. Seitdem versuche ich offen für alle Einflüsse zu bleiben, unabhängig von Genre, Tempo oder sonstiger Begrifflichkeit. Wenn es sich gut anfühlt, dann ist es gut!

Wie kommst du zum Namen Kabuki und was bedeutet Japan für dich und deine Musik?

Beim Kabuki Theater tragen die Darsteller Masken und können so die unterschiedlichsten Rollen verkörpern. Vielleicht habe ich deshalb auch den Namen gewählt, damit ich mir je nach Laune eine andere Maske aufsetzen kann. Außerdem ist Japan seit meiner ersten Tour im Jahr 1997 so etwas wie meine zweite Heimat geworden. Der hohe Anspruch der Japanischen Musiker hat mich immer fasziniert, und das ist auch etwas dass ich von dort mitgenommen habe: studiere was du liebst, und finde auf dieser Basis deine eigene Stimme.

Du warst lange Zeit in Japan, was hat dich schließlich zurück nach Frankfurt gezogen?

Ich empfinde Frankfurt aus vielen Gründen als eine attraktive Stadt: die Größe ist genau richtig, so dass man auf der einen Seite in seinem Kiez alles hat was man braucht um sich wohlfühlen, aber trotzdem schnell am anderen Ende der Stadt sein kann. Das Umland ist grün, und der Taunus direkt vor der Tür. Außerdem ist man dank der zentralen Lage schnell mit der Bahn in anderen deutschen Städten, oder aber mit dem Flieger im Ausland. Schließlich mag ich die Leute und das internationale Flair. Als ich um das neue Jahrtausend zurück nach Frankfurt kam war es ein Wunsch von mir, etwas auf die Beine zu stellen, dass eine Bereicherung für die Stadt darstellt. Ich hoffe, das ist mir bisher gelungen.

Electro-Kenner Christian Arndt hat mir sehr kritisch auf die Frage geantwortet, wie es um die Electro-Szene in Frankfurt bzw. Hessen steht. Wie ist deine Meinung dazu? Ist die Musikszene, die in den 80er/90er-Jahren so floriert hat in Frankfurt, wirklich “tot”?

Ich kann mich gut an die Energie der Neunziger Jahre in Frankfurt erinnern, an das Netzwerk aus Labels, Plattenläden und Venues. Viele Internationale Künstler spielten in der Stadt und es gab in spannenden Off-Locations immer Neues zu entdecken. Heutzutage ist Musik vielleicht nicht mehr so identitätsstiftend wie es mal war und speziell in Frankfurt ist zu beobachten, dass Veranstaltungen abseits des Mainstreams zu kämpfen haben. Aber ich bin mir sicher, dass es nach wie vor Aktivisten gibt, die das Status Quo herausfordern und ihr eigenes Ding durchziehen.

Uns interessiert auch das Thema Podcast sehr, hast du ein paar Gedanken dazu?

Ich finde das Medium sehr interessant und nutze Podcasts wie eine Art kuratierte Radiostation. Es gibt eine Reihe Sendungen die ich regelmäßig höre, z.B. die Ground Up Show von Matt D’Avella oder der Futility Closet Podcast. Der BR Wissen Podcast vom Bayrischen Rundfunk ist auch klasse!

Und zum Schluss, wenn du an “Sounds like Hessen” denkst, was ist für dich der Sound von Hessen? Gibt es so etwas? Fallen dir besondere Einflüsse, neue Strömungen oder Entwicklungen ein?

Ich beobachte seit einiger Zeit dass sich in Frankfurt an der Schnittstelle zwischen Jazz und Elektronischer Musik eine spannende Szene entwickelt hat. Jazz Montez laden immer interessante Künstler ein und die Reihe Jazz im Atelierfrankfurt kann ich auch empfehlen. Auf diesem Wege habe ich viele spannende Bands und Musiker kennengelernt.


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