Laurine

Von Clubnächten mit elektrischer Geige bis zu Wohnzimmer-Sets für die Community: Laurine bringt Emotion, Energie und eine klare Haltung hinter die Decks. Zwischen cineastischen Klanglandschaften, improvisierten Loops und pulsierenden Tribal-Rhythmen formt sie eine musikalische Welt, in der Queerness, Kollektivität und kreative Freiheit hör- und spürbar werden. So entstehen Räume, in denen nicht nur gefeiert wird, sondern in denen sich Menschen begegnen und sichtbar werden – und einfach sie selbst sein können.
Fotos: Wilhelm Rinke @wilhelm.obj
Redaktion: Clara Glaus und Joscha Wilhelm
For the english version see below.
Ein kurzes "Über dich": Für diejenigen, die dich noch nicht gehört haben – wie würdest du deinen Sound beschreiben?
Im Moment spiele ich viel mit tribal-rhythms, atmosphärischen Layern und auch einigen cineastischen Elementen. Ich liebe emotionale Synthies und scharfe, perkussive Klänge wie Kuhglocken. Als Geigerin habe ich über ein Jahrzehnt lang in Orchestern gespielt und viele Filmmusiken eingespielt. Dieser Hintergrund hat meinen heutigen Sound definitiv geprägt.
Du bist bekannt für deine einzigartigen und dynamischen Performances – welche musikalischen Elemente bringst du in deinen Sets zusammen?
Ich benutze hauptsächlich meine elektrische Geige und eine Loop-Station. Damit baue ich Loops, füge Effekte hinzu und improvisiere viel. Ich liebe das Improvisieren, weil es mir erlaubt, etwas zu schaffen, das nur in diesem Moment existiert, wodurch sich jedes Set für mich sehr lebendig anfühlt.
Du bist Mitbegründerin von clubcherry und Resident DJ im Tanzhaus West – wie sieht das Leben als DJ im Jahr 2025 für dich aus?
Als DJ verbringe ich viel Zeit damit, neue Tracks zu suchen, neue Loops und Elemente vorzubereiten und mit diesen Elementen neue Sets für meine Gigs am Wochenende zu bauen. Mit clubcherry organisieren wir verschiedene Events. Ein Highlight in diesem Jahr ist, dass wir eine Bühne auf dem CSD Frankfurt hosten. Das ist mittlerweile schon eine kleine Tradition. Außerdem stehen ein paar Shows im Tanzhaus West an, auf die ich mich sehr freue, denn in der Heimat zu spielen, ist immer etwas Besonderes.
“Die besten Abende sind definitiv die, an denen die Leute loslassen können und sich tief mit der Musik, miteinander und mit sich selbst verbunden fühlen.”
Du engagierst dich auch in der Queer- und FLINTA-Community – wie verbindest du Musik und Community?
Für mich entsteht diese Verbindung durch die Art von Veranstaltungen, die wir organisieren. Ich finde es wichtig, reale Treffen zu veranstalten, bei denen sich Menschen begegnen, ganz sie selbst sein und sich als Teil von etwas fühlen können – das ist ein wirklich wichtiger Teil der Gemeinschaftsbildung. Mit Mitte der Gesellschaft konzentrieren wir uns auf queere Nächte und mit clubcherry schaffen wir Raum für die Frankfurter FLINTA-Community (Frauen, Lesben, Inter*, Nicht-binäre, Trans*- und Agender-Personen).
Du hast das YouTube-Radioformat Landhaus Offenbach gegründet – was ist die Idee dahinter?
Landhaus Offenbach ist ein YouTube-Radioformat, das ich in meinem Wohnzimmer moderiere, welches ich in einen kleinen Club verwandelt habe. Ich lade lokale Kollektive ein, ihre DJs und ihr Publikum mitzubringen. Alle Sets werden gefilmt und back-to-back gespielt, denn es geht nicht darum, einen einzelnen DJ ins Rampenlicht zu stellen, sondern das Kollektiv als Ganzes zu präsentieren. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unserer Szene und ich habe das Gefühl, dass sie oft übersehen werden. Ich betrachte die Show als lebendige Clubkultur, die unsere Szene in einen intimen Raum bringt und die Energie in ihrer natürlichen Entfaltung einfängt. Es gibt viele schöne Sets auf dem Kanal, also wenn ihr neugierig seid, schaut doch einfach mal rein.
Was sind deine nächsten Projekte oder Auftritte, auf die wir uns freuen können?
Ich arbeite an einem Live-Projekt, das orchestrale Klänge mit raueren Club-Vibes mischt, um es live mit meiner Geige aufzuführen. Es ist ein persönliches Projekt, bei dem ich versuche, meine Vergangenheit in die Gegenwart zu holen und sie in einen clubtauglichen Sound zu übersetzen. Ich freue mich schon sehr darauf, es bald auf die Stage zu bringen.
“Ich denke, es ist wichtig, reale Treffen zu veranstalten, bei denen sich Menschen begegnen, ganz sie selbst sein und sich als Teil von etwas fühlen können – das ist ein wirklich
wichtiger Teil der Gemeinschaftsbildung.”
Was macht für dich einen guten Club oder eine erfolgreiche Veranstaltung aus?
Für mich hat eine gute Veranstaltung ein klares Konzept, das sich durch alles zieht, vom Line-Up über den Raum und die Visuals bis hin zum Vibe. Und die besten Abende sind definitiv die, an denen die Leute loslassen können und sich tief mit der Musik, miteinander und mit sich selbst verbunden fühlen.
Lieblingsplätze, -veranstaltungen oder -radioformate in Offenbach und Frankfurt?
Bei Clubnächten kommt es oft auf das Programm an, aber normalerweise bin ich im Tanzhaus West, im Silbergold und im Robert Johnson zu finden. Ich mag die Nächte von Groovemasters und Linie 36 sehr gerne. Bei FLINTA und queer-orientierten Veranstaltungen stechen für mich immer GG Vybe, clubcherry und Mitte der Gesellschaft heraus (aber ich bin an den letzten beiden beteiligt, also bin ich vielleicht ein bisschen voreingenommen :) )
English Version:
From club nights with electric violin to intimate living room sets for the community – Laurine brings emotion, energy, and intention to the decks. Blending cinematic soundscapes, improvised loops and pulsating tribal rhythms, she crafts a sonic world where queerness, collectivity, and creative freedom become tangible.
As co-founder of clubcherry, resident at Tanzhaus West and host of the YouTube radio show Landhaus Offenbach, Laurine is deeply rooted in Frankfurt’s scene. She creates spaces not just for celebration, but for connection – where people can come together, be seen, and simply be themselves.
A short “About you”: For those who haven’t heard you yet – how would you describe your sound?
At the moment I play a lot of tribal rhythms, atmospheric layers and also some cinematic elements. I love emotional synths and sharp percussive sounds like cowbells. As a violinist, I performed in orchestras for over a decade, performing many film scores and that background definitely shaped my sound of today.
You’re known for your unique and dynamic performances – what musical elements do you bring together in your sets?
I mainly use my electric violin and a loop station. With these, I build loops, add effects, and improvise a lot. I love improvising because it allows me to create something that exists only in that moment, which makes every set feel very alive to me.
You’re the co-founder of clubcherry and a resident DJ at Tanzhaus West – what does life as a DJ look like for you in 2025?
As a DJ, I spend a lot of time searching for new tracks, preparing new loops and elements and building with these elements new sets for my gigs on the weekends. With clubcherry, we´re organising several events, one highlight this year is that we’re hosting a stage at CSD Frankfurt. It´s becoming a bit of a tradition by now. I also have a few shows coming up at Tanzhaus West that I´m really looking forward to, playing at home base always feels special.
You’re also actively involved in the queer and FLINTA community – how do you connect music and community?
For me, that connection happens through the kind of events we create. I think it’s important to host real-life gatherings where people can meet, be themselves, and feel part of something – I think that’s a really important part of how community is built. With Mitte der Gesellschaft, we focus on queer nights, and with clubcherry, we’re creating space for Frankfurt’s FLINTA community (Female, Lesbian, Intersex, Non-binary, Transgender, and Agender).
You’ve founded the YouTube radio format Landhaus Offenbach – what’s the idea behind it?
Landhaus Offenbach is a YouTube radio format that I host in my living room, which I’ve turned into a little club. I invite local collectives to bring their DJs and their crowd. All sets are filmed and played back-to-back, because it’s not about putting one DJ in the spotlight, but about showcasing the collective as a whole. They play an important role in shaping our scene, and I feel they’re often overlooked. I like to think of the show as living club culture, bringing our scene into an intimate space and capturing the energy as it naturally unfolds. There are lots of beautiful sets on the channel, so if you’re curious, feel free to have a look.
What are your upcoming projects or performances we can look forward to?
I’m working on a live project that blends orchestral sounds with more raw club vibes, to perform live with my violin. It's a personal project where I'm trying to bring my past into the present and translating it into one sound suitable for the club. I’m really excited to bring that to the stage soon.
What makes a good club or a successful event for you?
To me, a good event has a clear concept that runs through everything, from the lineup to the space, visuals, and vibe. And the best nights are definitely when people can let go and feel deeply connected to the music, to each other, and to themselves.
Favorite spots, events, or radio formats in Offenbach and Frankfurt?
For a club night, it often comes down to the lineup, but I usually find myself at Tanzhaus West, Silbergold, and Robert Johnson. I really love the nights by Groovemasters and Linie 36. For FLINTA and queer-focused events, GG Vybe, clubcherry, and Mitte der Gesellschaft always stand out for me (but I’m involved in the last two, so I might be a bit biased :) )
Listen: Soundcloud
Follow: @laurine.philippe
