Frankfurts Insiderin: Daniela Cappellutis Ausgehtipps

Frankfurts Insiderin: Daniela Cappellutis Ausgehtipps

Seit siebzehn Jahren versorgt Daniela Cappelluti die Stadt mit ihrem vielgelesenen Newsletter 'Danielas Ausgehtipps', vollgepackt mit exklusiven Veranstaltungshinweisen und Ratschlägen rund um die schönen Seiten der Mainmetropole. In den vergangenen Jahren hat sich Daniela auch anderen Aufgaben gewidmet, u.a. dem Frankfurter Garten oder dem Projekt Kulturzeiter:in. Wir haben Daniela getroffen und mit ihr für Feels like Hessen über die faszinierende Geschichte ihres Newsletters, ihren Weg vom sonnigen Mailand über Steinbach in die Mainmetropole und ihre Liebe zur Eintracht gesprochen.

Interview & Bilder: Noelle Schaub

Daniela Cappelluti, geboren im März 1969 in Mailand, wuchs in Steinbach im Taunus auf. Nach ihrem Studium der Sozialarbeit wurde sie Assistentin von Daniel Cohn-Bendit in Frankfurt und Brüssel. Als Initiatorin des Frankfurter Gartens setzt sie sich für städtische Grünflächen ein. Seit dem Jahr 2000 ist sie selbständig im Eventbereich tätig, mit Schwerpunkten in Konzeption, Planung und Durchführung von Kultur- und Firmenveranstaltungen. Ab 2003 etablierte sie sich zudem als Moderatorin, vornehmlich im Kulturbereich. Seit 2006 verschickt sie ihren beliebten Newsletter “Danielas Ausgehtipps” mit Hinweisen zu Veranstaltungen in Frankfurt und Offenbach.

 
 

Du bist in Mailand geboren und in Steinbach aufgewachsen. Wie bist du nach Frankfurt gekommen?

Ich habe eine Ausbildung als Erzieherin in Frankfurt angefangen. Dann habe ich die Batschkapp kennengelernt und meine beste Freundin Suse. Sie hat mich dann gefragt, warum ich in dem langweiligen Steinbach wohne. „Komm doch nach Frankfurt“, hat sie gesagt und so bin ich nach Frankfurt gekommen.

2006 ist dann der erste Newsletter von „Danielas Ausgehtipps“ verschickt worden. Wie kam es dazu?

Eine Freundin hat mich gefragt, ob ich ein paar Tipps hätte, weil sie Besuch aus München bekam. Sie wusste, dass ich viel ausgehe. Und dann habe ich ihr eine Mail geschickt, ich habe ihr einfach ein paar Sachen aufgeschrieben. Die fand sie super und hat mich eine Woche später wieder gefragt. Sie hat es dann auch an Freunde weitergeleitet. So war das am Anfang: eine einfache E Mail, die ich herumgeschickt habe an ein paar Leute und dann kamen immer mehr Personen dazu bis es irgendwann mit dem Mailprogramm nicht mehr ging. Dann habe ich eine Webseite mit TYPO3 aufgesetzt und daraus ein Blogformat gemacht, damit man es besser verschicken kann.

Was war dein Ziel mit dem Newsletter?

Bei den Ausgehtipps ging es vor allem darum, Nischen zu zeigen. Also kulturelle Veranstaltungen, die nicht jeder auf dem Schirm hat. Es gab noch kein Facebook, als ich angefangen habe. Das heißt, die Leute haben sich zum Beispiel über das Journal Frankfurt informiert. Die haben aber auch einen langen Redaktionsvorlauf. Und ich wollte, dass gerade die kleinen Veranstaltungen, die es da nicht rein schaffen, eine Chance bekommen, sichtbar zu werden. Ich wollte, dass die Leute auch dort hingehen und nicht immer nur dem „Mainstream“ folgen.

Was teilst du am liebsten im Newsletter mit?

Was ich sehr gerne mag und wohin ich gerne gehe, sind Theateraufführungen. In Frankfurt gibt es den Jan Deck, den ich sehr schätze mit seinen Arbeiten. Das finde ich spannend und da möchte ich auch selbst noch mehr erleben.

Woher bekommst du deine Tipps?

Indem ich selbst rausgehe und Dinge entdecke. Wenn es gut war, dann möchte ich das mit anderen Leuten teilen. Aber vor allem schicken mir viele Leute ihre Sachen zu. Das sind so die „Kleinen“, die es dann einen Tag vor der Premiere geschafft haben, irgendwie ihre Pressemitteilung fertig zu bekommen.

 
 

“An einem Punkt war ich auch schon drauf und dran, aufzugeben[.] Das ist so viel Zeit und ich könnte ja auch stattdessen beim Kaffee sitzen oder Sport machen. Und dann sagen aber gerade die kleineren Veranstalterinnen und Veranstalter: ‘Bitte mach‘ weiter!’”

Daniela Cappelluti über den Zeitaufwand, den der Newsletter für sie bedeutet.

 
 

Du arbeitest auch mit Co-Autor*innen zusammen, wer macht was?

Die sind so peu à peu dazu gekommen. Zuerst habe ich meine Freundin Petra gefragt, die unglaublich viel liest, ob sie ab und zu Literaturtipps geben würde. Dann kam Andrea dazu, die ich in Offenbach beim Ausgehen kennengelernt habe. Sie macht die ganzen Offenbachtipps und die Batschkapp.

Dann kam Martin dazu, er macht alles zum Theater. Mein Mann Uwe kümmert sich um Sport und Konzerte. Dann gibt es noch Erik, er ist der Mann im Background für den technischen Support.

Wir sind gut aufgeteilt. Das liegt vor allem an den Leidenschaften. Wir haben zwar eine WhatsApp-Gruppe, aber eigentlich stimmen wir uns nicht groß ab. Es gibt auch keine Endredaktion. Manchmal sind deswegen Sachen doppelt drin, weil sie zwei Leute gut fanden. Aber es ist ein starkes Team!

Der Newsletter ist sehr umfangreich, das ist sicherlich ein enormer Zeitaufwand. Wie wird der finanziert, hast du Sponsoren?

Es ist schon sehr zeitaufwändig, das muss man ganz ehrlich sagen. Mein Sohn hat sich früher immer beschwert, als er noch klein war. „Mama, warum machst du das? Du bekommst doch gar kein Geld dafür.“ Dann gab es mal zwei Strafen wegen Bildrechten, die ich zahlen musste. Dafür haben Ausgehtipp-Leser Geld in die Hand genommen, um das zu unterstützen.

An einem Punkt war ich auch schon drauf und dran, aufzugeben, weil ich dachte, dass ich keine Lust mehr habe. Das ist so viel Zeit und ich könnte ja auch stattdessen beim Kaffee sitzen oder Sport machen. Und dann sagen aber gerade die kleineren Veranstalterinnen und Veranstalter: „Bitte mach‘ weiter!“

Wir bitten um freiwillige Spenden und das machen einige. Und von dem Geld, das wir darüber hinaus einnehmen, mach wir einmal im Jahr als Redaktionsteam ein Weihnachtsessen und es gibt Geschenke für alle fünf Teammitglieder. Und natürlich dafür, wenn irgendwelche technischen Sachen zu machen sind. Die Website müsste jetzt zum Beispiel dringend überarbeitet werden, dann ist dafür Geld da.

Welche kulturellen Veranstaltungen oder Veranstaltungsreihen in Frankfurt oder Offenbach haben es dir besonders angetan?

Seit vier Jahren besuchen wir regelmäßig den LOKAL Listener von Gregor Praml, der im Mousonturm begann und mittlerweile an verschiedenen Orten, einschließlich dem alten Massif Central, stattfand.

Das ist eine großartige Musikreihe, die sonntagvormittags stattfindet. Da wir zu dieser Zeit normalerweise nichts geplant haben, haben wir da auch Zeit. Gregor lädt dort immer unterschiedliche Musikerinnen oder Musiker ein, mit denen er zusammen auftritt. Das ist wirklich sensationell, da gehe ich sehr gerne hin.

Vorhin habe ich auch von Jan Deck und seiner Theateraufführung gesprochen. Solche Dinge schätze ich sehr.

Gelegentlich trittst du als Moderatorin auf. Was bereitet dir dabei am meisten Freude? Was war dein Lieblingserlebnis als Moderatorin?

Ich habe früher viel mehr moderiert. Jetzt habe ich dieses Jahr zwei Moderationen gemacht, für Pro Familia und für das italienische Fremdenverkehrsbüro. Am meisten Spaß hat es mir gemacht, mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern auf der "Frankfurter Bühne" zu stehen und etwas über ihren Hintergrund zu erfahren.

Was mir bei der Moderation am meisten Spaß macht, ist die Möglichkeit, mehr über die Künstlerinnen und Künstler sowie ihre Hintergründe zu erfahren. Ich finde es spannend, nicht nur das zu sehen, was sie gerade auf der Bühne präsentieren, sondern auch die Geschichten dahinter zu erkunden und sozusagen „herauszukitzeln“.

Ich hatte vor vier Wochen ein Interview mit einer jungen Frau aus Nicaragua, die wahnsinnige Angst hatte. Sie ist dann aber so souverän auf der Bühne aufgetreten und hat erzählt, als wären wir nur für uns. Sie hatte komplett vergessen, dass da noch 150 Leute im Publikum saßen. Das gefällt mir natürlich am meisten.

Du engagierst dich in verschiedenen sozialen und kulturellen Projekten wie dem Frankfurter Garten und der "Kulturzeiter*in". Gibt es weitere Projekte, die noch anstehen oder die du gerne umsetzen möchtest?

Ja, ich habe den Frankfurter Garten vor einiger Zeit gegründet. Als Reaktion auf die Coronakrise haben wir dann die Kulturzeiter*innen ins Leben gerufen, um Kulturschaffende in Frankfurt und Offenbach zu unterstützen. Wir konnten über eine Viertelmillionen Euro sammeln und an die Kulturschaffenden weitergeben. Nun arbeiten wir gemeinsam an einer Idee für eine größere Kulturveranstaltungsreihe, die 2025 in Frankfurt und Offenbach starten soll. Dafür suche ich aber noch Sponsoren, denn wir benötigen viel Geld, um alles, was wir planen, umzusetzen.

Das andere ist: Wir haben den Verein Lotte Specht gegründet zur Unterstützung von Mädchen im Fußball. Das heißt konkret: Mädchen, die gerne kicken, und weibliche Fußballfans (vor allem Eintrachtfans). Wir stehen für mehr Sichtbarkeit von Frauen im Fußball. Dahin gehe ich jetzt auch gleich noch und bringe einer Schülerin, die gerne Fußball spielt, einen Ball vorbei. Sie bekommt von uns einen Fairtrade zertifizierten Fußball überreicht.

 
 

Ich habe aber noch einen persönlichen Wunsch: Ich würde am liebsten eine Kultureinrichtung haben, leiten und kuratieren. Nicht so groß wie das Massif Central, sondern ein bisschen kleiner. Ich habe auch schon eine erste Idee, mehr verrate ich an dieser Stelle aber nicht.


Wie wird es mit dem Newsletter weitergehen?

Wir haben jetzt gerade zum ersten Mal eine Umfrage gemacht unter den Leserinnen und Lesern und haben viel Lob bekommen. Alle finden es super und manche haben auch Änderungsvorschläge eingebracht: zum Beispiel, dass der Newsletter teilweise zu lang sei und sie sich deswegen nicht gut zurechtfinden. Vielleicht werden wir ein bisschen was umbauen.

Wir gehe alle noch sehr gerne aus, deshalb wird es den Newsletter auf jeden Fall noch ein paar Jahre geben. Da bin ich mir sicher.


Hand aufs Herz – als großer Eintrachtfan: Was war dein Lieblingsmoment der Eintracht?

Sevilla (der Europa-League-Sieg) war schon geil, aber ich muss ehrlich sagen, der DFB-Pokalsieg gegen die Bayern war für mich der noch schönere Moment. Wir sind mit Freunden zusammen im Auto nach Berlin gefahren und den ganzen Tag durch die Stadt gelaufen. Mein Sohn war damals 16 Jahre alt. Wir hatten einen Apfelweinkanister dabei, den er die ganze Zeit rumgetragen hat. Ich fand das DFB-Pokalendspiel deswegen so cool, weil das für mich diese gesamte Reise mit Übernachtung im Schlafsack in Berlin war – statt mit dem Tagesflieger nach Sevilla.

Aber es ist schwer, sich zu entscheiden.


Last but not least… Hast du noch einen Ausgehtipp für uns?

Am 13. und 14.12 ist das Weihnachtslieder-Auffrischungsseminar im Schauspiel Frankfurt. Das ist ziemlich cool. Da war ich bis jetzt auch schon mehrmals, habe auch schon mal mitgesungen.
Hier geht’s zu dem Event.

Dann würde ich am 8.12. Karaoke mit Pütti auch im Schauspiel in der Panorama Bar empfehlen.
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Auf jeden Fall auch der Gregor Pramml Lokal Listener im Mousonturm Frankfurt.
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Gastone müssten eigentlich am 25.12. auftreten, wenn die auftreten, dann würde ich da hingehen.
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Jeden Freitag zwischen 12 und 14 Uhr mit Tipps für Frankfurt und Offenbach