Fight Club Büttelborn

Fight Club Büttelborn

Es ist ein amerikanisches Kulturprodukt erster Güte: Wrestling ist Wettkampf zwischen Gut und Böse, dem Superhelden Face sowie dem Schurken Heel. Es ist alles nur Show mit einer guten Portion Pathos. Das Massenphänomen aus den USA hat auch in Hessen eine kleine lebendige Szene. Feels like Hessen war zu Besuch beim Wrestling-Event ‘Crossroad 5’ in Büttelborn und hat ein paar bebilderte Eindrücke mitgebracht.

Text: Paul Kremershof

Kulturhistorisch vorab: Der Schaukampf ist als Teil der Jahrmarktkultur des 19. Jahrhunderts entstanden. Im Eifer der Kirmes, wir können es uns uns bildlich vorstellen, kam es gern mal zu Rangeleien und Ringen zwischen dem Publikum und den überlegenden Athleten. In den USA witterten sie auch hier einen genialen Service-Gedanken: lässt man den Besucher gewinnen, hat er mehr Spaß, kommt er wieder, zahlt er Geld. Das Ringen wurde zur Show einer inszenierten und anspruchsvollen Stunt-Kunst.

Das Faszinierende am Wrestling sind die vielseitigen Charaktere. Sie rangieren vom eingebildeten Proleten, Biker-Typen, der Satananbeterin, Heavy-Metal-Head-Banger bis zum Sunny Boy. Sie tragen Namen wie Farmer Joe, Vesuvio, Baby Alison, Sharouz Ben Reza oder the Aftermath. Angereichert wird die Identität mit einer individuellen, meist aber rockigen Einspielmusik auf den Weg in den Squared Circle. Bisweilen werden auch kurze bissige Clips von zwei Kontrahenten gezeigt, die die Fehde anheizen soll. Das Publikum erfreut sich einer anti-postmodernen Gut-gegen-Böse-Logik: der Heel wird unverfroren ausgebuht, der Held bejubelt und angefeuert. Ein Kind ruft: „Du bist ein Loser!“ Aber das trifft ihn nicht, es ist ja alles nur Fiktion. Im Ring verliert sich die Storyline schnell in spektakulären und gefährlich anmutenden Sprüngen, Würfen, Haltegriffen sowie Schlägen und Tritten. Während die Wrestler darauf achten müssen, sich nicht zu verletzen, soll sich das Publikum der Illusion eines Kampfes hingeben.